Kommentiert: Vorwärts zurück zur Natur

spreewaldkoch

Eigentlich war heute das Thema "Wie viel Koch braucht das Fernsehen" dran. Das möchte ich aber noch zurückstellen, weil mir noch die Antworten eines wichtigen Protagonisten dieses Koch-Genres fehlen. Genau genommen ist aber Peter Franke auch ein solcher, denn er tourte bereits sehr erfolgreich mit Spitzenkoch Johann Lafer durch den "leckeren Osten". Das Fernsehen war immer dabei.

Der gebürtige Thüringer, der das Koch-Handwerk von der Pike auf lernte, lebt seit der Wende im Brandenburgischen und ist dort als charmant-eloquenter Spreewaldkoch bekannt. Ihm hat es nicht nur die typische Küche dieses wunderschönen Landstrichs im Südosten Brandenburgs, man nennt den Spreewald auch das grüne Venedig, sondern in besonderem Maße die Kräuterküche angetan. Was mein Facebook-Kontakt Peter in dieser Beziehung unter die Menschheit bringt, ist mehr als wissens- und lobenswert.

Auf seiner Website www.spreewald-kraeutermanufaktur.de bietet er nicht nur köstlich-geschmackvolle Geschenkideen, sondern einen riesigen Fundus an Wissen über die Kräuter an. Das sollte Grund genug sein, den Spreewald auch aus kulinarischer Sicht zu erkunden. Mir haben es vor allem die Blumen und Blüten angetan, die Franke sozusagen als essbare Landschaften anbietet. Er will, verrät er mit seinem spitzbübischen Lächeln, das Blüten zum Alltag des Kochen gehören, denn sie haben nicht nur einen gesundheitsfördernden Aspekt, sie bieten auch außergewöhnliche Aromen und regen mit ihrem Aussehen die kulinarische Fantasie an. Sein Motto kann also nur heißen: Vorwärts zurück zur Natur, wie es bereits 1811 John Frank Newton formulierte.

Faszinierend, was sich Peter Franke alles getraut, als Blüte auf den Teller zu bringen. Die Palette reicht von Artischocke über Chrysanthemen, Gänseblümchen und Gladiolen bis hin zu Lavendel-, Löwenzahn- und Malvenblüten, Sonnenblumen, Veilchen und Zucciniblüten. Nicht einmal der von Gärtnern als Unkraut gescholtene Giersch oder Geißfuß wird von Franke geschmäht. Er verwendet die jungen Blätter als schmackhaftes (das Wort lecker kommt bei mir nach wie vor nicht vor) Gewürz für Soßen, Suppen, Quark, Kräuterbutter und Salate.  Da läuft mir bereits beim Lesen das berühmte Wasser im Mund zusammen.

Damit aber nicht genug, Peter Franke bringt sein Kräuterwissen auch unter die Menschen. Man kann bei ihm Gast sein, seine Küche genießen, sich aber auch selbst als Hobbykoch mit Kräutern versuchen. Denn, das weiß Franke natürlich, ein gerüttelt Maß an Wissen muss man schon haben, um Blüten und Kräuter zum Kochen und Essen zu verarbeiten.

Ich jedenfalls habe mir in diesen Tagen nicht nur ein sogenanntes Kräuterrad (ein altes, riesiges Wagenrad, in dem in den Zwischenräumen der Holzspeichen diverse Kräuter angesät wurden) angelegt. Ich werde den Urlaub sicherlich dazu nutzen, dem umtriebigen Spreewaldkoch meine Aufwartung zu machen, Natur zu erleben, und kulinarische (und flüssige) Köstlichkeiten der Gegend zu genießen, in der 1901 mein Großvater Max geboren wurde.

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