Kommentiert: Gourmet is(s)t, was gut schmeckt

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Hoteliers, Gastronomen und Köche an der Ostsee verlängern die Saison bis zum Jahresende

Kühlungsborn. Im Ostseebad Kühlungsborn gilt das Wort von der sogenannten SaureGurken-Zeit nicht. Denn pfiffige Köpfe haben schon vor  15 Jahren etwas ins Leben gerufen, was man „saisonverlängerte Maßnahme“ nennt. Seinerzeit hatte sich eine Handvoll Hoteliers und Gastronomen zusammengetan, um einen Gourmetverein zu gründen. Wolfgang Dierck, der heute einzige von den Gründungsvätern Verbliebene und Präsident des Vereines, erinnert sich: „Ich habe mit dem damaligen Wirtschaftsminister Otto Ebnet gewettet, dass aus der Idee eine gute Sache wird. Und Schnippel-Otto, wie er im Volksmund genannt wurde, wollte einen ausgeben, wenn das wirklich klappt.“ Der Minister musste später in die (eigene) Tasche greifen, denn das Konzept ging auf.


Erreichen will man mit den Gourmettagen natürlich die Touristen, aber auch die Einheimischen, um eine Art Wir-Gefühl zu entwickeln, so Dierck weiter. Gefragt, ob der Begriff „Gourmettage“ überhaupt noch zeitgemäß ist und in die Landschaft passt, lacht Wolfgang Dierck: „Die Einstellung dazu hat sich gewandelt. Der Begriff an sich rückt schon in die Nähe von ‚wenig und teuer‘. Deshalb hat sich das Motto unserer Gourmettage auch in ‚Kühlungsborn kocht‘ verändert, um bei den Gästen keine Schwellenängste aufkommen zu lassen.“

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Dass die teilnehmenden Köche aus sechs renommierten Häusern des Ostseebades aber den Vergleich zur Gourmetküche nicht zu scheuen brauchen, versteht sich für den gelernten Koch und Küchenchef sowie heutigen Hotelier von selbst. Im Übrigen, fügt er hinzu, is(s)t Gourmet das, was gut schmeckt. Das kann einfache, aber handwerklich gut zubereitete Küche ebenso sein wie raffinierte Kombinationen vermeintlich geschmacklich-kontrastierender Zutaten.


Auf dem 2016 erstmals im Rahmen der Gourmettage organisierten Winterball im Hotel Hansa-Haus gab es beispielsweise eine Liaison von Makrele und Schweinebauch. Köstlich. Wer hätte das gedacht. In der Vielfalt des Konzepts liegt der Schlüssel zum Erfolg, meint Dierck. Im Jahr 2016 kamen immerhin über 1000 Besucher zu den kulinarischen Abenden, Workshops und Lesungen. Der Winterball, verbunden mit einer Charity-Aktion zugunsten eines Kinderprojekts, war ein gelungener Einstieg in neue Veranstaltungsformen, die es sicher auch in den nächsten Jahren geben wird.


Es habe sich außerdem ausgezahlt, dass der Verein durch junge  Hoteliers und Gastronomen ergänzt wurde, die sozusagen frischen Wind an die Ostsee gebracht haben. Das gelte, so Wolfgang Dierck, auch für die Riege der Köche. Mit dem Brustton der Überzeugung meint er: „Die Küche der Gourmettage ist vielseitiger, leichter und kreativer geworden.“ Nach kulinarischen Sternen schiele man deswegen aber nicht. Vielmehr sind zufriedene Gäste das Ziel aller Bemühungen. 


Ganz in diesem Sinne äußerte sich Winterball-Moderatorin Victoria Herrmann, die zwar etwas mit Punkten und Sternen durcheinander brachte, aber begeistert vom Angebot war: „So stelle ich mir eine gelungene Kombination von anspruchsvoller Kulinarik und Geselligkeit vor.“

Dieser Beitrag erschien am 13. Dezember 2016 in der Schweriner Volkszeitung.

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