Im Interview: Tamara Bergelt – ein Köchin mit Überblick

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Tamara Bergelt

Jahrgang 1959, verheiratet, 1 Kind.

Sie war 30 Jahre bei Olbernhauer Glas beschäftigt und hat, nachdem die Hirtsteinbaude ausgeschrieben wurde, die Gunst der Stunde genutzt. Gemeinsam mit ihrem Mann wechselte sie in die Gastronomie und machte die Küche zu ihrem Reich.

Was ist für Sie kulinarischer Genuss im Allgemeinen und im Besonderen?

In jeder Beziehung ein Erlebnis. Es muss alles passen.

Sie betreiben ein vergleichbar kleines Haus. Haben Sie trotzdem so etwas wie eine kulinarische Philosophie?

Ich stehe für bodenständige und regional geprägte Küche, die die Gaben der Natur schätzt und zu verwenden weiß. Bei meiner böhmischen Großmutter Ida und meiner Mutter habe ich zuerst in die Kochtöpfe geguckt. In einer Steingut-schüssel hat Oma Ida Knödelteig gemacht und auf einer Stange über dem Küchenofen den Nudelteig getrocknet. Wir waren gleich ein eingespieltes Team in der Küche, meine Oma und ich.

Beschreiben Sie das kulinarische Angebot Ihres Hauses in einem Satz:

Deftige, einfache Landküche mit Pfiff.

Was erwartet die Gäste in kulinarischer Hinsicht, die den Weg zum und auf den Hirtstein finden?

Sie wollen vor allem regionale Küche genießen, die auch durch die Verwendung von Kräutern, Wurzeln und Blüten aller Art geprägt ist. Unser guter hausgemachter Kräuterschnaps ist auch sehr zu empfehlen.

Was sind die Renner auf Ihrer Speisekarte?

Sehr beliebt sind hiesige Gerichte wie Buttermilchgetzen und griene Klies mit Schwammebrieh (grüne Klöße mit Pilzrahmoße). Aber auch unser selbst gebackener Kuchen erfreut sich großer Nachfrage.

Nachgefragt: Könnte sich bei Ihnen der Gast auch regionale Küche mit raffinierten geschmacklichen Nuancen deutscher und internationaler Küche wünschen?

Im Grunde ist es das, was den Gast bei uns erwartet. Aus dem, was die umgebende Natur den Jahreszeiten entsprechend zu bieten hat, entsteht das, was man als raffiniert bezeichnen kann.

Soll auch heißen, Sie gehen auf spezielle Wünsche Ihrer Gäste ein?

Der Gast kann gerne Wünsche äußern, die wir im Rahmen unserer Möglichkeiten erfüllen. Dazu gehört unter anderem vegetarische und vegane Kost. Und wir bereiten den Gästen natürlich auch ein individuelles Festessen zu. Dazu besprechen wir uns und nehmen Vorbestellungen an.

Was zeichnet Ihre Küche im Vergleich zu anderen Angeboten in Ihrem kulinarischen Umfeld aus?

Diese Frage können wohl am besten unsere Gäste beantworten.

Könnte sich ein Gast in Ihrem Haus auch eine Art Menü wünschen? Was würde Ihnen dafür spontan einfallen?

Natürlich, das ist auf jeden Fall möglich - zum Beispiel: Meerrettichcremesüppchen, Hirschkalbsbraten mit Klößen und als Dessert eine Crème brulée.

Nach welchen Kriterien entwickeln Sie Ihre kulinarischen Angebote?

Ich richte mich danach was die Saison zu bieten hat und was typisch für unsere Gegend ist, wie z.B. Wild aus der Region, Pilze, Heidelbeeren, Kräuter, Blüten. Die traditionelle, böhmische Küche aus der Zeit meiner Großmutter Ida, die ich pflege hat sich über die Jahrzehnte auch verändert. Der Kern und der Geschmack sind derselbe und doch ist sie leichter geworden. Unsere Gäste bekommen eine gute Portion bei uns im Gebirge, darüber freut man sich auf einer Kammwanderung.

Kommt Ihre Küche ohne "Verstärker" oder Convenience-Produkte aus? Hinterfragt: Wir frisch kochen Sie?

So frisch wie möglich! Wir bereiten so gut wie alles selbst zu und erlauben uns wenige Hilfsmittel.

Woher beziehen Sie Produkte? Wie wichtig ist Ihnen die Zusammenarbeit mit regionalen Erzeugern?

Viele Produkte kommen aus dem nahen Umfeld. Das ist auch deshalb möglich, weil wir mit überschaubaren Mengen arbeiten. Ich lege großen Wert darauf, dass ich die Produzenten kenne und weiß, was ich auf den Tisch bringe.

Sie kochen sehr bodenständig. Haben Sie auch etwas für Gourmetküche übrig? Was halten Sie davon allgemein?

Na klar habe ich etwas für die Gourmetküche übrig! Ich gehe gern einmal bei einem Sternekoch essen. Man kann Gourmet durchaus auch auf bodenständige Küche anwenden.

Was ist für Sie ein Spitzenkoch? Wodurch muss er Sie überzeugen?

Man muss spüren, dass er mit Herz und Verstand kocht und das Produkt im Mittelpunkt steht.

Gibt es Köche, die für Sie eine Art Vorbild in Bezug auf Authentizität und Qualität des Kochens sind?

Da ist vor allem Eckart Witzigmann, der sein exzellentes Kochen mit einer Demut gegenüber dem Produkt verbindet und angenehm sympathisch rüberkommt. Außerdem (Tamara Bergelt lacht) hat er die selben Augen wie meine Großmutter...

Welchen Traum würden Sie sich als Köchin gern noch verwirklichen?

Ich würde gern mal kleine Kochseminare anbieten. Anfragen gibt es schon. Mal sehen, was sich daraus entwickelt.

Wie muss ein Restaurant aussehen und was muss es Ihnen bieten, um sich dort als Gast wohl zu fühlen?

Es kann so sein wie bei uns - freundliches Personal heißt die Gäste willkommen, die Atmosphäre ist einladend herzlich und natürlich.Und - richtig gutes Essen!

Was hat eine Köchin wie Sie für Hobbys? Spielt Kulinarik für Sie auch in der Freizeit eine Rolle?

Erst war Kochen mein Hobby. Nun ist es zum Beruf geworden. Also bin ich auch in meiner Freizeit immer auf der Suche nach neuen kulinarischen Ideen.

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Mal abseits von Essen und Trinken: Welche Ausflugsziele empfehlen Sie Ihren Gästen?

Der Kammweg ist stets ein Erlebnis. Man kann auch sehr gut Radwandern. Und Städte wie Annaberg-Buchholz, Oberwiesenthal und Marienberg bieten viel Abwechslung. Vor allem aber sollte man die Natur in vollen Zügen genießen und erzgebirgische Traditionen erkunden.

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